Promotionsstipendiat*innen
AKTUELL: Ausschreibung von zwei Promotionsabschlussstipendien
Die Stiftung Ettersberg vergibt ein Abschlussstipendium zum 01.09.2023 und ein weiteres Stipendium zum Abschluss einer Promotion zum 01.01.2024.
Die Stipendien betragen je 1.150,- Euro pro Monat und haben eine Laufzeit von jeweils sechs Monaten. Sie dienen als Abschlussfinanzierung zur Fertigstellung einer Dissertationsschrift. Gefördert werden Promotionsvorhaben, die – im Sinne des Auftrags der Stiftung – einen Forschungsbeitrag zur Geschichte der europäischen Diktaturen und deren Überwindung leisten. Bewerbungen in deutscher oder englischer Sprache (Exposé des Promotionsvorhabens [max. 5 Seiten], ein Probekapitel [max. 10 Seiten], Inhaltsverzeichnis, tabellarischer Lebenslauf, eine Kopie des Abschlusszeugnisses einer Hochschule, Gutachten der betreuenden Hochschullehrer/innen und Information über den gewünschten Antrittsbeginn des Stipendiums) sind ausschließlich per E-Mail in einer einzigen PDF-Datei bis zum 17. März 2023 an den Vorstandsvorsitzenden der Stiftung Ettersberg zu richten:
Prof. Dr. Jörg Ganzenmüller
E-Mail: schwinde@stiftung-ettersberg.de
Die Stiftung Ettersberg engagiert sich für Chancengleichheit.
Jolin Diekmann
Promotionsabschlussstipendium 2023
Forschungsprojekt
Abenteuer Demokratie. Politische Bildung im deutschen Südwesten nach 1945
Mittels eines regionalgeschichtlichen Zuschnitts untersucht das Projekt den Aufbau und die Entwicklung der außerschulischen politischen Bildung von 1945 bis in die siebziger Jahre. Es stellt Akteure und Initiativen in den Mittelpunkt, die sich der Demokratieerziehung von Jugendlichen und Erwachsenen widmeten. Neben den Institutionen sollen Ideen und Praktiken der politischen Bildung in den Blick genommen werden. Mit dieser Perspektive will die Arbeit auch einen Beitrag zur Frage nach der gesellschaftlichen Verankerung der Demokratie in der Bundesrepublik leisten.
Vita
Jolin Diekmann studierte zunächst Geschichtswissenschaft und Anglistik an der Universität Erfurt. Darauf folgte das Masterstudium „Geschichte und Politik des 20. Jahrhunderts“ an der Friedrich-Schiller-Universität Jena sowie ein Studienaufenthalt an der Universität Jyväskylä (Finnland). Seit 2018 ist sie mit ihrer Promotion Teil des Jenaer Forschungsprojektes „Politische Bildung. Ideen und Praktiken der Demokratisierung“. Darüber hinaus arbeitet Jolin Diekmann selbst in der historisch-politischen Bildung und ist momentan für das ZeitZentrum Zivilcourage der Landeshauptstadt Hannover tätig.
Publikationen
Den Bürgersinn aktivieren. Die Vorgeschichte bis 1972, in: Landeszentrale für politische Bildung Baden-Württemberg (Hrsg.): Für Demokratie werben. Fünf Jahrzehnte politischer Wandel, pädagogischer Auftrag und fachlicher Diskurs, Stuttgart 2022, S. 10–29.
Das Rudolstädter Theater im Herbst 1989, in: Rudolstädter Heimathefte. Beiträge aus dem Landkreis Saalfeld-Rudolstadt 11/12 (2019), S. 286–297.
Das Theater als Ort der Friedlichen Revolution – Rudolstadt 1989/90, in: Thüringer Blätter zur Landeskunde 130 (2019).
Ein Provinztheater probt den Dialog. Das Rudolstädter Theater 1987–1990, in: Zeitschrift für Thüringische Geschichte 72 (2018), S. 195–227.
Kathrin Meißner
Promotionsabschlussstipendium 2022/23
Forschungsprojekt
Stadtplanung als gesellschaftlicher Aushandlungsprozess! Anspruch und Alltagsrealität der DDR-Planungskultur am Beispiel Prenzlauer Berg 1971–1989
Stadtplanung ist seit jeher ein höchst politisiertes Thema. Spiegeln sich darin doch Vorstellungen und Erwartungshaltungen an die künftige Ordnung und Gestaltung von Stadt und Gesellschaft wider. Dabei werden Leitbilder zur gesellschaftlichen wie politischen Repräsentation und Identifikation konstruiert, etabliert und reproduziert. Im Falle des zentralplanwirtschaftlichen Modells der DDR wurde von der SED-Parteiführung Stadtplanung als Wohnraum und Lebenswelt der neuen sozialistischen Gesellschaft öffentlich inszeniert. Die Staatsführung rechtfertigte damit ihr Wissens- und Führungsprivileg zur (Um)Strukturierung und Kontrolle von Stadtraum und Gesellschaft mittels öffentlicher Legitimations- und Loyalitätsstrategien. Doch neben scheinbar starren Strukturen, Hierarchien und etablierten Aufgabenfeldern bildeten gesellschaftliche Initiativen und informelle Selbsthilfe einen ebenso essentiellen Bestandteil im öffentlichen Aushandlungsprozess von Stadtplanung. Das Projekt zeichnet anhand der Analyse der Umgestaltung des Ost-Berliner Altbau Bezirks Prenzlauer Berg sowohl den ideologischen Anspruch als auch die praktische Realität von Stadtplanungspolitik und gleichzeitig verschiedene (in)formelle Formen von Interaktion und Kommunikation der beteiligten Akteure nach. Dabei werden die Transformationsprozesse und Dynamiken der DDR-Planungskultur im Zeitraum 1971–1989 gesellschaftspolitisch kontextualisiert.
Vita
Kathrin Meißner war zwischen 2017 und 2020 wissenschaftliche Mitarbeiterin im Forschungsprojekt ‚MedPlan - Mediatisierungsprozesse in der städtebaulichen Planung und Veränderungen der öffentlichen Sphäre’ am Leibniz-Institut für Raumbezogene Sozialforschung (IRS). Sie ist Doktorandin am Center for Metropolitan Studies (CMS). Kathrin Meißner studierte Geschichte und Humangeographie sowie Historische Urbanistik an der FSU Jena, FU Berlin und TU Berlin. Währenddessen arbeitete sie als studentische bzw. wissenschaftliche Hilfskraft u.a. am Institut für Zeitgeschichte (IfZ) Berlin sowie am CMS und IRS.
Publikationen
mit Singh, A., Jenseits der Utopie? Zur visuellen Konstruktion städtischer Beteiligungsverfahren am Beispiel des Dragoner Areals in Berlin-Kreuzberg, in: suburban. Zeitschrift für kritische Stadtforschung 2023 (in Veröffentlichung).
mit Singh, A., Vom Raumwissen zur kommunikativen Konstruktion affektiver Erinnerungsräume in der partizipativen Stadtplanung, in: Moderne Stadtgeschichte. Special Issue: Knowledge and Cities 1/2021, S. 69-82.
mit A. Butter & J. Wigger, Rettung für den Prenzlauer Berg? Stadtentwicklung ‚Eigensinn‘ im Ost-Berliner Ausnahmebezirk, in: Anything Goes? Architekturen der 1980er Jahre, Berlinische Galerie. Museum für Moderne Kunst, Berlin 2021.
mit T. Thieme, Jena als Wirtschafts- und Wissenschaftsstandort - Hemmnis oder Triebkraft für die Stadtentwicklung?! - Ein Blick in die Ausstellung zur Stadtgeschichte Jenas 1945-1971, in: Stadtgeschichten. Blog der Gesellschaft für Urbanisierungsforschung und Stadtgeschichte, 14.12.2021 [URL: https://stadthist.hypotheses.org/694]
mit Bernhardt, C., Communicating and Visualising Urban Planning in Cold War Berlin, in: Urban Planning. Special Issue: Visual Communication in Urban Design and Planning. The Impact of Mediatisation(s) on the Construction of Urban Futures 5, 2/2020, S. 10-23.
Die Berliner „Mietskaserne“: Zur Karriere eines Begriffs seit der Mitte des 19. Jahrhunderts, in: H. Hochmuth & P. Nolte (Hrsg.), Stadtgeschichte als Zeitgeschichte: Berlin im 20. Jahrhundert (Geschichte der Gegenwart 22). Göttingen 2019, S. 39-66.
Angola, in: H. Bodenschatz & M. Welch Guerra (Hrsg.), Städtebau unter Salazar. Diktatorische Modernisierung des portugiesischen Imperiums 1926-1960. Berlin 2019, S. 332-351.
Martin Breternitz
Forschungsprojekt - Promotionsabschlussstipendium 2021
Jazzklubs und Jazzmusiker in Thüringen 1959-1989. Eigensinn, Aneignung und die Praktiken sozialistischer Kulturpolitik
Jazz in der DDR war eine vielfältige, oft nonkonforme und stets den Gedanken der Freiheit in sich tragende soziale und kulturelle Praxis. Dem gegenüber stand ein ideologisch starrer Staatsapparat, dessen Kulturbehörden jahrzehntelang zwischen Repression, Kontrolle, Vereinnahmung und Förderung changierten. Jazz war dabei zu jedem Zeitpunkt der DDR-Geschichte gesellschaftlich, politisch sowie künstlerisch relevant und bot ständige Reibungspunkte zwischen Staat und der dem Jazz geneigten Bevölkerung und der musikalischen Akteure. Fokussiert auf den Thüringer Raum untersucht das Dissertationsprojekt mittels Theorien des Kulturtransfers zeithistorische Zusammenhänge, gesellschaftliche Aspekte und Aneignungsformen von Jazz, sowie andererseits die lokalen kulturbehördlichen Kontrollstrukturen in Bezug auf diese Musikkultur. In dieser Regionalstudie zu Jazzszenen im Thüringer Raum, in denen sich Jazzfans im Rahmen von Jazzklubs ‚selbstorganisierte Kulturformen‘ schufen, werden mit alltagsgeschichtlichen und biographischen Zugängen die Perspektiven von Menschen untersucht, die in einer staatssozialistischen Diktatur eigensinnig ‚ihre‘ Musik hörten, aufführten und veranstalteten.
Vita
Martin Breternitz war 2017-2021 wissenschaftlicher Mitarbeiter und Doktorand im Graduiertenkolleg „Die DDR und die europäischen Diktaturen nach 1945“ an der FSU Jena. 2016 bis 2017 erhielt er das Graduiertenstipendium der Weimarer Hochschule für Musik FRANZ LISZT. 2012-2015 absolvierte er den Master of Arts in Musikwissenschaft im Profil „Geschichte des Jazz und der populären Musik“ an der Hochschule für Musik FRANZ LISZT Weimar. Hier arbeitete er zwischen 2013 und 2015 unter anderem am Lehrstuhl von Prof. Dr. Martin Pfleiderer als wissenschaftliche Hilfskraft im DFG-Projekt „Melodisch-rhythmische Gestaltung von Jazzimprovisationen“. Von 2007 bis 2012 studierte er an der Universität Leipzig systematische und historische Musikwissenschaft.
Publikationen
Jazz in der DDR. Aneignung, Eigensinn und nonkonforme Gemeinschaft am Beispiel von Jazzklubs in Thüringen 1959–1989, in: Rüdiger Ritter (Hrsg.): Musik und ihre gesellschaftliche Bedeutung in den staats- und postsozialistischen Ländern Mittel- und Osteuropas seit 1945, Wiesbaden (erscheint 2021).
Honorare im Musikleben der DDR. Lexikon-Artikel in: Musikgeschichte Online 4 (2020), (erscheint 2021). Link
Rezension zu: Helma Kaldewey (2020) – A People’s Music. Jazz in East Germany, 1945–1990. In: SAMPLES – Online Publications of the Gesellschaft für Popularmusikforschung/ German Society for Popular Music Studies e.V., hrsg. von Eva Krisper and Eva Schuck, Dezember 2020.
Jazz in Jena in den 1980er Jahren. In: Gerbergasse 18 2 (2017), Heft 83, Jena 2017, S. 38–42.
Malte Georg Zill
Forschungsprojekt - Promotionsabschlussstipendium 2021
Die STAGMA im „Dritten Reich“: Instrumentalisierung des musikalischen Urheberrechts im europäischen Kontext
Gegenstand der Dissertation sind die Verstrickungen der Verwertungsgesellschaft für musikalische Urheberrechte STAGMA mit dem Staatsapparat des „Dritten Reichs“. Die interdisziplinäre Forschungsarbeit wird musikwissenschaftliche Biographik und zeitgeschichtliche Institutionsforschung verknüpfen, um den Anteil der direkten Vorgängerorganisation der heutigen GEMA an der finanziellen Isolation jüdischer Komponist:innen durch die Hitler-Diktatur zu klären. Dabei sollen nicht nur die Folgen für in Deutschland verbliebene „nichtarische“ Künstler:innen behandelt, sondern auch der Umgang mit emigrierten Künstler:innen untersucht werden. Dazu soll das Auftreten der STAGMA auf den Kongressen der in erster Linie von europäischen Gesellschaften geprägten Dachorganisation der Urheberrechtsgesellschaften CISAC unter besonderer Berücksichtigung des Verhältnisses zur Schwestergesellschaft des faschistischen Italiens, SIAE, analysiert werden. Die europäische Rechteverwertung der damaligen Zeit wurde, so die Kernthese der Dissertation, unter Ausgleich finanzieller und ideologischer Interessen im Fahrwasser der aggressiven Außenpolitik des „Dritten Reichs“ zum Schaden jüdischer Komponist:innen nach nationalsozialistischen Vorstellungen neu geordnet. Das Einbeziehen von Biographien emigrierter Komponisten wie Werner Richard Heymann, Kurt Weill und Paul Hindemith soll diese Mechanismen von Seiten der Musikwissenschaft aufzeigen.
Vita
Malte Georg Zill studierte Historische und Systematische Musikwissenschaft sowie Rechtswissenschaften an der Universität Hamburg und promoviert nun an der Hochschule für Musik und Theater München bei Prof. Dr. Friedrich Geiger zum Thema Die STAGMA im „Dritten Reich“ – Die Instrumentalisierung des musikalischen Urheberrechts im europäischen Kontext. Er war Stipendiat des Doktorandenkollegs Geisteswissenschaften der Universität Hamburg sowie des Deutschen Historischen Instituts in Rom. Darüber hinaus ist er als Musiker, Instrumentallehrer und Bandcoach aktiv.
Publikationen
1933/1945/2012 – Konflikte zwischen „Musikverbrauchern“ und Verwertungsgesellschaften im historischen Kontext. In: Simon Schrör u.a. (Hrsg.): Tipping Points. Interdisziplinäre Zugänge zu neuen Fragen des Urheberrechts, Baden-Baden 2020, S. 97–113.
José Luis Aguilar López-Barajas
Forschungsprojekt - Promotionsabschlussstipendium 2021
The Civilization of Leisure: The GDR, Spain, Europe and the Quest for Modern Holidays
The project deals with the history of holidays using a comparative perspective of the GDR and Francoism during the sixties and seventies. Firstly, I analyze their conception of holidays and leisure and approach it with a transnational focus to frame both dictatorships within a larger European context. I aim to analyze the political and cultural transfers and exchanges amongst the European elites that gave birth to what was called the ‘civilization of leisure’. Secondly, I compare the public organizations whose task was to provide holidays for the citizens, their specific role in the regimes they belonged to and how they evolved over time. Finally, I study the holiday experiences of East German and Spanish holidaymakers. I aim to research how the citizens related to the state regarding holidays if they granted it a certain degree of legitimacy and to what extent the vision of the state influenced their holiday experience. This is also integrated into a broader European context to assess how Spaniards and East Germans perceived themselves compared to the holidaymakers and tourists from the liberal European countries.
Vita
José Luis Aguilar ist seit März 2017 wissenschaftlicher Mitarbeiter des Graduiertenkollegs ‘Die DDR und die europäische Diktaturen nach 1945’ an der Friedrich Schiller Universität-Jena und ist weiterhin assoziierter Doktorand. 2016 beendete er erfolgreich den Masterstudiengang “Zeitgenössische Geschichte” an der Complutense Universität Madrid. Von Februar bis Juni 2014 war er als wissenschaftliche Hilfskraft des Łech Wałęsa Institut Krakau tätig. Er studierte von 2010 bis 2014 an der Universität Granada und an der Jagiellonen Universität in Krakau Geschichte.
Publikationen
Los intelectuales y el Gulag. Aleksander Solzhenitsyn en la cultura española 1973–1982, Madrid 2017.
The Black Sea is our Mallorca. The Making of the Tourist Experience in the German Democratic Republic, in: German History (Forthcoming 2022).
Solzhenitsyn Arrives in Spain. A Political Scandal in the Transition to democracy, in: Journal of Spanish Cultural Studies (Forthcoming 2022).
Vacaciones Socialistas. La experiencia de viaje en la República Democrática Alemana, (Forthcoming 2021).
Eigensinn. Aportaciones desde la Alltagsgeschichte al estudio de la vida cotidiana en el franquismo, in: Bolañoz Cuadrado, Sara (ed.): Las huellas del franquismo: pasado y presente, Granada 2019, pp. 292–312.
Resistencia civil noviolenta. La lucha contra el Socialismo Real en Polonia, in: Polis 2016 (15/43), pp. 203–227.
Benjamin Werner
Forschungsprojekt - Promotionsabschlussstipendium 2021
Kommunale Sozialverwaltung zwischen Demokratie und Diktatur. Strukturen und Politik von 1918 bis 1939 am Beispiel Dresdens
Ziel des Dissertationsprojektes ist es, mithilfe eines organisationssoziologischen Ansatzes eine neue und innovative Perspektive auf die Rolle und das Wirken der kommunalen Sozialverwaltung zwischen Weimarer Demokratie und NS-Diktatur zu eröffnen. Die Ergebnisse der Untersuchung sind aufgrund des interdisziplinären Forschungsdesigns über das Fallbeispiel Dresden von Bedeutung. Öffentliche Verwaltungen werden in Anlehnung an Max Weber häufig als berechenbare sowie leicht steuer- und programmierbare ›Maschinen‹ beschrieben, deren Mitarbeiter nur „kleine Rädchen im großen Getriebe“ waren – eine Sichtweise, die zu kurz greift. Diese Studie geht neue Wege und fokussiert den Handlungskontext; sie generiert mithilfe der Organisationstheorie präzisere Analysen des organisationalen Rahmens der Verwaltungsmitarbeiter, um besser als bisher die Funktionsweise der öffentlichen Verwaltung, das Eindringen rassenideologischer Imperative und schließlich die Rolle der Verwaltung im NS-Staat zu verstehen. Diese Studie leistet damit nicht nur einen Beitrag zur Stadtgeschichte, sondern vielmehr noch zur NS- und Bürokratieforschung.
Vita
Benjamin Werner studierte von 2007 bis 2014 an der TU Dresden Geschichte, Politikwissenschaft und Soziologie. Von 2015 bis 2017 war er wissenschaftliche Hilfskraft am Hannah-Arendt-Institut für Totalitarismusforschung in Dresden im Datenbankprojekt zur Dresdner NS-Tageszeitung Der Freiheitskampf. Seit 2017 ist er dort wissenschaftlicher Mitarbeiter und Doktorand.
Saskia Zweck
Forschungsprojekt - Promotionsstipendium seit Ende 2020
Bilder der ›Katastrophe‹. Die Bilder des Kriegsendes und ihre Nutzung im deutsch-deutschen Bildgedächtnis nach 1945
Das Projekt untersucht Fotografien der Nachkriegszeit in lokalen Erinnerungsgemeinschaften in Deutschland und widmet sich ihrer Entstehungsgeschichte, Wirkweisen und Funktionen im Bildgedächtnis der ›Katastrophe‹. Mittels biographischer, ikonographischer und erinnerungskultureller Zugänge wird eine vergleichende Bildanalyse vorgenommen. Diese umfasst vor allem die Ausarbeitung visueller Narrative in der unmittelbaren Nachkriegszeit, in beiden deutschen Staaten und im wiedervereinigten Deutschland. Dieser Prozess wird bis in die Gegenwart nachgezeichnet und soll auch auf die Herausforderungen aufmerksam machen, die das Zeitalter der Digitalisierung im Umgang mit historischen Bildern birgt.
Vita
Saskia Zweck studierte von 2013 bis 2017 im Bachelor Geschichte, Germanistik und Religionswissenschaft an der Universität Erfurt. Von 2017 bis 2020 absolvierte sie ein Masterstudium der Geschichtswissenschaft im Schwerpunkt Neuere Geschichte und Zeitgeschichte an der Uni Erfurt und absolvierte 2018 für sechs Monate ein archivarisches Praktikum. Seit Sommer 2019 ist sie als wissenschaftliche Hilfskraft in einem Forschungsprojekt der Stadt Nordhausen tätig und erarbeitete von Mai bis November 2020 eine Expertise zu den Opferzahlen, Namenslisten und Bestattungen auf dem Nordhäuser Ehrenfriedhof.
Publikationen
›Überreste‹ der Weimarer Republik in der Bundesrepublik Deutschland. Erinnerungsarbeit im kommunalen Raum. In: Marie-Luis Zahradnik/Wolfram G. Theilemann (Hrsg.): Revolution und Demokratie 1918/1919. Der Einzug der Moderne in die Provinz. Am Beispiel Nordhausen, (=Heimatgeschichtliche Forschungen des Stadtarchivs Nordhausen/Harz, 11), Nordhausen 2019, S. 23–26.
Erinnerungskultur in der DDR. Eine Nordhäuser Kommission zur Geschichte der Arbeiterbewegung. In: Geschichtsverein Nordhausen/Stadtarchiv Nordhausen (Hrsg.): Beiträge zur Geschichte aus Stadt und Landkreis Nordhausen, Bd. 44, Nordhausen 2019, S. 199–208.
Die Geschichte hinter den Bildern. Eine Visual History der Luftangriffe vom 3. und 4. April 1945 auf Nordhausen, in: Beiträge zur Geschichte aus Stadt und Landkreis Nordhausen, Bd. 45, Nordhausen 2020, S. 196–222.
Philipp Dinkelaker
Forschungsprojekt - Promotionsabschlussstipendium 2020
Dealing with ›Jewish Collaboration‹ in post National Socialist Germany – Compensation, Honor Court Trials and Criminal Proceedings Against Shoah Survivors
In his PhD project at the Center For Research on Antisemitism (Berlin) he analyzes moral-ethical accusations and criminal proceedings against German-Jewish survivors of the Shoah who were perceived as Nazi ›collaborators‹. Philipp Dinkelaker illustrates how Jews, who had been forced by the Nazis to hurt other Jews, were portrayed and discusses the functions of these pictures for both collectives – Jews and non-Jews. With a unique and new combination of sources Dinkelaker shows that accused survivors were not only brought to inner-Jewish honor courts but East and West German authorities charged alleged ›Jewish collaborators‹, barred them from compensation and morally condemned – and de facto treated – them as more evil than the Nazis. Dinkelaker asks how this affected the early perception of the Shoah and the process of Vergangenheitsbewältigung (coming to terms with the past), given that the constitution of the German postwar societies included the inclusion of the perpetrators? The project is essential for our understanding of German postwar and post Holocaust history and the transformation of Nazi antisemitism in East and West German political culture.
Vita
Philipp Dinkelaker, M.A. is a historian from Berlin and published a monograph about the Sammellager Synagoge Levetzowstraße (an assembly camp for Jews) in Nazi-Berlin. He is a PhD candidate at the Centre for Research on Antisemitism at the Technical University of Berlin and has been a Junior Fellow at the Center for Holocaust-Studies at the Institute for Contemporary History in Munich, an EHRI Fellow at Yad Vashem and a speaker at Lessons & Legacies conference. His dissertation is supervised by Prof. Dr. Stefanie Schüler-Springorum.
Jenny Price
Forschungsprojekt - Promotionsabschlussstipendium 2020
Der Demokratisierungsprozess in Ostdeutschland, 1989-1994 (Arbeitstitel)
Das Projekt untersucht den Transformationsprozess in Ostdeutschland auf kommunaler Ebene, mit Blick auf die Städte Erfurt und Eisenach. An fünf exemplarischen Konfliktpunkten wird deutlich gemacht, wie sich Menschen in ihrem Alltag den Umwälzungen gestellt haben, und inwieweit sie diesen Prozess selbst mitgestalten konnten. Indem detailliert auf die soziale und politische Praxis zum Ende der DDR eingegangen wird, liefert die Arbeit auch neue Einsichten in die Strukturen und Dynamiken politischer Umbrüche und zeigt auf, welche Schwierigkeiten sich bei der Überwindung einer Diktatur präsentieren. Insofern leistet die Forschungsarbeit einen Beitrag zur Zeitgeschichte Deutschlands und spricht dabei auch aktuelle Fragen der Politikwissenschaft an.
Vita
Jenny Price studierte von 2006 bis 2010 an der University of Manchester in einem integrierten Bachelor- und Masterprogramm Deutsch und Französisch als Fremdsprache und schloss das Studium mit einer Masterarbeit zu Identitätskonstruktionen in der neueren ost- und türkisch-deutschen Literatur ab. Nach fünf Jahren in der interkulturellen Bildungsarbeit, absolvierte sie 2016 mit einer Arbeit zur Entstehung von Bündnis 90/Die Grünen in Erfurt an der University of Warwick einen zweiten Master in Globalgeschichte. Von 2016 bis 2019 war sie Stipendiatin des Economic and Social Research Councils und seit Mai 2017 Gastdoktorandin am Jena Center Geschichte des 20. Jahrhunderts.
Klara Muhle
Forschungsprojekt - Promotionsstipendium 2017-2019
Der Belgrader Prozess 1946: Ein Kriegsverbrechertribunal im frühen Jugoslawien
Das Projekt widmet sich dem Belgrader Prozess vom 10. Juni bis 15. Juli 1946. Angeklagt waren 24 hochrangige und während des Zweiten Weltkrieges teilweise konkurrierende Četnici. Die Todesstrafe gegen den wohl bekanntesten Angeklagten, den von der Exilregierung eingesetzte Kriegsminister Dragoljub Mihailović, ist bis heute Gegenstand erbittert geführter öffentlicher Debatten. Dieses Projekt setzt sich zum Ziel am Beispiel des Belgrader Prozesses die Aufarbeitung der Vergangenheit des sozialistischen Jugoslawien und des postsozialistischen serbischen Staates aus einer kulturgeschichtlichen Perspektive heraus in einem Dreischritt aus Prozess, Rezeption und Nachwirkung zu betrachten.
Vita
Klara Muhle absolvierte von 2010 bis 2015 ihr Lehramtsstudium in den Fächern Geschichte und Englisch an der Friedrich-Schiller Universität Jena. Seit 2014 ist sie als Hilfskraft am Imre Kertész Kolleg Jena tätig. Von August bis Dezember 2016 war sie als wissenschaftliche Hilfskraft bei der Stiftung Ettersberg tätig. Seit Oktober 2016 ist sie wissenschaftliche Hilfskraft des DFG Projekts »Tribunale. Kriegsverbrecherprozesse im sozialistischen Jugoslawien«.
Publikationen
Der historische Ort der ehemaligen Tötungsstätte Sobibór. In: Jörg Ganzenmüller/Raphael Utz (Hrsg.): Orte der Shoah in Polen. Gedenkstätten zwischen Mahnmal und Museum (Europäische Diktaturen und ihre Überwindung. Schriften der Stiftung Ettersberg, 22). Köln/Weimar/Wien 2016, S. 247–166.
Konstantin Heinisch-Fritzsche M. A.
Forschungsprojekt - Promotionsstipendium 2017-2019
Sport und Fußball als Transmitter von Herrschaft und Ideologie im faschistischen Italien (Arbeitstitel)
Das Promotionsvorhaben möchte die Bedeutung des Phänomens Sport im faschistischen Italien untersuchen, exemplarisch am Beispiel des Fußballs analysieren und somit einen Beitrag zum Verständnis der größeren Zusammenhänge von Sport und Diktatur leisten. Der italienische Faschismus stellt in dieser Hinsicht ein Desiderat der Forschung dar, gleichwohl er, was die Indienstnahme des Sports für Herrschaft und Ideologie betrifft, Pionierarbeit leistete und sowohl für den staatlich organisierten Breiten- als auch Spitzensport beispielgebend war. Im Sinne eines kulturgeschichtlichen Beitrages sollen die ideologischen Vorstellungen der Faschisten in ihrer Widersprüchlichkeit beleuchtet werden. Dabei werden sowohl die Herrschaftspraxis des Regimes im Spannungsfeld der Instrumentalisierung des Sports für die Veralltäglichung der Diktatur als auch die Aneignungsprozesse von Seiten der Sportlerinnen und der Rezipientinnen hinterfragt.
Vita
Konstantin Heinisch-Fritzsche studierte von 2008 bis 2014 Geschichte und Politik sowie Sport und Italienisch als Doppelstudium an der Friedrich-Schiller-Universität Jena, das er mit zwei Bachelorgraden abschloss. Von 2013 bis 2016 absolvierte er ein Masterstudium der Neueren Geschichte an der FSU und arbeitete 2015 für zwei Monate als Praktikant am Deutschen Historischen Institut in Rom. Seit 2012 ist er als studentische und wissenschaftliche Hilfskraft am Imre Kertész Kolleg Jena tätig und war zudem von 2013 bis 2016 als wissenschaftliche Hilfskraft am Institut für Romanistik der FSU Jena beschäftigt.
Publikationen
Individuelle Formen der Sinnstiftung nach dem Zivilisationsbruch: Die Darstellung des »jüdischen Widerstands« in Sobibór und Treblinka in den Zeugnissen von drei Überlebenden. In: Jörg Ganzenmüller/Raphael Utz (Hrsg.): Orte der Shoah in Polen. Gedenkstätten zwischen Mahnmal und Museum (Europäische Diktaturen und ihre Überwindung. Schriften der Stiftung Ettersberg, 22). Köln/Weimar/Wien 2016, S. 277–303.